Das Pecherjahr

Die Jahresarbeit des Pechers

PecherwerkzeugeMatthäus Hoppel und Ernst Berger beim Schartenhobeln (1977)

Im Winter werden zu Hause neue Pechscharten aus astfreien Föhrenholz mit dem Schartenhobel angefertigt, Leitern instandgesetzt und Werkzeuge geschärft.

Der Frühling gilt als arbeitsintensivste Zeit für den Pecher. Zeitig im Frühjahr werden neue Pechbäume „angehackt“. Bis Ende der 1920er Jahre wurde dazu am unteren Stammende eines harzungsfähigen Föhrenstammes (ab ca. 80 Jahre) ein kleiner Sammelbehälter, das sogenannte „Grandl“ oder der „Schrott“, zur Aufnahme des Baumharzes herausgehackt. Danach sammelte man das Harz, Pech genannt, in Töpfen aus Ton, Glas, Eternit oder Blech („Zapfbechermethode).

PecherwerkzeugePecherwerkzeugMit dem Rintler entfernte der Pecher die äußere grobe Rinde des Stammes für eine spätere leichtere Bearbeitung. Mit der Hacke wurde der Stamm bei sogenannten „Heurigen“ am unteren Stammende angezescht. Bei bereits bearbeiteten Pechbäumen begann die Arbeit mit dem „Fürhacken“. Mit dem Zunftzeichen der Pecherei, dem Dexel und später mit dem Hobel, wurde am oberen Ende des bereits künstlich verwundeten Stammes ein neuer, schmaler Rindenteil von einigen Zentimeter entfernt, wobei durch die ansteigenden Temperaturen durch die Öffnung der Harzkanäle der Harzfluss angeregt wird und je nach Jahreszeit, Temperatur und Feuchtigkeit dieser natürliche Prozess zwischen 24 und 36 Stunden dauert. Danach verschließen sich mit dem letzten austretenden Harz der Harzkanäle die Baumwunden. Nach einigen Tagen Ruhe wird der Baum neuerlich verwundet und zwar bis zum Frühherbst.

Nach dem Hacken einer V-förmigen Nut seitlich der Wundfläche, Lachte genannt, werden Pechscharten eingezogen, darunter mit dem Anschlageisen eine Kerbe fürs Pechheferl geschlagen, ein Pechnagel eingeschlagen und darauf ein Pechheferl für das Sammeln des Pechs sowie ein Deckel angebracht. Damit ist der Pechbaum fertig für die Harzsaison vorbereitet.

RinnpechRinnpech

PechscherenGerhold Wöhrer beim „Pechscherrn“Bei der Harzernte, dem Ausfassen, half meist die ganze Familie. Denn um eine Familie ernähren zu können, musste ein Berufspecher mindestens 2000 bis 2500 Pechbäume bearbeiten. In Pechfässer (180 bis 200 kg schwer) wurde das Harz in die Harzfabriken nach Markt Piesting, Wr. Neustadt und zuletzt nach Pottenstein zur Weiterverarbeitung zu den beiden Halbfabrikaten Terpentinöl und Kolophonium gebracht.

Im Spätherbst wird beim sogenannten „Pechscherrn“ mit einem Scharreisen und dem Pechkrickel das am Baumstamm festgewordene Harz in den darunter gespannten Leinenschurz, dem Scherrpechpfiata, gesammelt. 

KolophoniumKolophonium, das "Gold der Föhrenbäume"

Heute wird dieses gesammelte Scherrpech getrocknet gerne als desinfizierendes Räuchermittel gemeinsam mit anderen Kräutern verwendet.

Zu Saisonende lud früher der Pecher seine Helferinnen und Helfer als Dank für die gute Harzernte zum Pecherhahn, einer gemeinsamen Jause in ein örtliches Gasthaus oder zu einem Heurigen ein. Dieser Brauch wird heute nur noch in Hölles jährlich seit der Gründung des Pecherpfades 1996 am 26. Oktober ua. auch mit einem Totengedenken für die rund 10.000 verstorbenen Pecher der vorigen drei Jahrhunderte bei der Pecherkapelle und dem Geläute der einzigen Pecherglocke Österreichs begangen.

Pecherpfad bei der LandesausstellungPecherpfad bei der NÖ Landesaussstellung